Ruhestand
ist Privatsache
Umfrage von
Körber-Stiftung und stern: Deutsche wollen mit der Zeit nach dem Berufsleben
machen dürfen, was sie wollen
Hamburg, 25. April
2012. 91 Prozent der Deutschen lehnen
jede Verpflichtung im Alter ab. Gegen ein soziales Pflichtjahr für Ältere
sprechen sich zudem vier von fünf Deutsche (79 Prozent) aus. Das sind die
Ergebnisse der repräsentativen Umfrage »Altern in Deutschland«* von
Körber-Stiftung und dem Magazin stern. Zum Auftakt ihres Arbeitsschwerpunkts Alter neu erfinden untersucht die Körber-Stiftung die Einstellungen von
verschiedenen Generationen zum Alter.
Dass sich Menschen im Alter auf
freiwilliger Basis engagieren sollten, meinen 60 Prozent aller Befragten.
Insbesondere bei den Älteren wächst das Bewusstsein, dass die Gesellschaft auf
ihr Engagement angewiesen ist:
79 Prozent der über 65-Jährigen finden, ihre
Altersgenossen sollten sich engagieren, aber weniger als die Hälfte von ihnen
(46 Prozent) tut dies derzeit selbst. »Angesichts einer schrumpfenden und
alternden Gesellschaft müssen wir die Potenziale des Alters nutzen. Wir sind auf
das Engagement der Älteren angewiesen«, sagt Karin Haist, Leiterin des Bereichs
Gesellschaft der Körber-Stiftung. »Statt Verpflichtungen müssen wir ältere
Menschen mit attraktiven Angeboten für ein gesellschaftliches Engagement
begeistern.«
Zusammenhalt zwischen den
Generationen nimmt ab
Die Umfrage zeigt, dass Jung und Alt einiges gemein
haben. Aber Konfliktherde sind klar benannt. Die Befragten aller Altersgruppen
meinen, dass der Zusammenhalt zwischen den Generationen heute schwächer ist als
früher. Diese Meinung teilen 71 Prozent. Zwei Drittel (62 Prozent) glauben, dass
die Generationenkonflikte weiter zunehmen werden. Jeder Zehnte (11 Prozent) geht
sogar davon aus, dass dies zu heftigen Auseinandersetzungen führen wird. »Jung
und Alt müssen viel häufiger in einen Dialog treten. Nur so können wir Visionen
für eine generationengerechte Zukunft entwickeln«, sagt Karin Haist.
Ältere hinterlassen hohe
Schulen, wollen aber keine Umverteilung
Einig sind sich
die Befragten aller Altersgruppen, dass die Generation ab 65 vor allem hohe
Schulden hinterlässt. Dies meint knapp die Hälfte aller Befragten (47 Prozent).
Trotzdem werden Ansprüche der Älteren nicht in Frage gestellt. Fast alle
Deutschen (94 Prozent) finden, die Älteren bekommen ihre Rente zu Recht. Eine
soziale Schieflage wird aber erkannt: Vier von fünf Deutschen (79 Prozent)
meinen, dass die Jungen derzeit die Renten der älteren Generation bezahlen und
später von der eigenen Rente kaum leben können. Umverteilungen lehnen aber
insbesondere die über 65-Jährigen ab: Dass es statt Rentenerhöhung mehr
finanzielle Unterstützung für Studenten und Auszubildende geben sollte, stimmen
nur halb so viele Ältere (15 Prozent) wie Junge (31 Prozent) zu. »Die Jüngeren
fordern zu Recht von den Älteren, dass sie ihre Ressourcen – Wissen, Zeit,
Engagement und Geld – zur Verfügung stellen«, sagt Karin Haist. »Freiheit
braucht auch Verantwortung. Diesen Gedanken müssen wir stärker leben.«
Weitere Informationen und Aktionen zum
Themenschwerpunkt:
*Zur Umfrage »Altern in
Deutschland«
Das Meinungsforschungsinstitut forsa befragte vom
8. bis 10. März 2012 im Auftrag von Körber-Stiftung und stern 1.273 Personen
zwi-schen 14 und 75 Jahren. Mit insgesamt 50 Fragen wurden Einstellun-gen und
Einschätzungen der einzelnen Generationen zu verschiede-nen Aspekten des Alters
gewonnen. Themen der Umfrage sind unter anderem die Wahrnehmung alter Menschen,
Renteneintrittsalter, Beschäftigung im Ruhestand, ehrenamtliches Engagement, das
Verhältnis zwischen Älteren und Jüngeren in Gesellschaft und im Berufsleben,
Wünsche und Ängste sowie Rechte und Pflichte der Älteren.
Eine Broschüre mit ausgewählten Ergebnissen der
forsa-Umfrage steht ab 27. April unter www.koerber-stiftung.de/studie-alter zum Download bereit.
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