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Freitag, 31. Dezember 2010
Redendatenbank Speech database: Neujahrsansprache der deutschen Bundeskanzlerin An...
Redendatenbank Speech database: Neujahrsansprache der deutschen Bundeskanzlerin An...: "Neujahrsansprache der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel als Textversion Es gilt das gesprochene Wort! Neujah..."
Altersarmut nimmt zu: Regierung prüft Mindestrente - n-tv.de
"Vermeidung von Altersarmut" nennt sich eine Regierungskommission, die 2011 die Einführung einer gesetzlichen Mindestrente überprüfen soll. Diese soll Geringverdienern zugute kommen, deren Rentenanspruch unter dem Hartz-IV-Niveau liegt.
Die Bundesregierung will die Einführung einer gesetzlichen Mindestrente für Geringverdiener prüfen lassen. Ein Sprecher des Bundessozialministeriums bestätigte Angaben der "Rheinischen Post", wonach eine Regierungskommission mit Namen "Vermeidung von Altersarmut" im April 2011 ihre Arbeit aufnehmen wird. Sie soll im Herbst 2012 ihren Bericht vorlegen, sagte der Sprecher. Die Kommission sei bereits im Koalitionsvertrag von Union und FDP vereinbart worden.
Die "Rente nach Mindesteinkommen" könnten der "Rheinischen Post" zufolge künftig Geringverdiener erhalten, deren Rentenanspruch unterhalb des Hartz-IV-Niveaus liegt, obwohl sie mindestens 35 Jahre lang Beiträge in die Rentenversicherung eingezahlt haben. Eine solche Mindestrente hatte es zwischen 1972 und 1991 schon einmal gegeben.
Nach einer Prognose des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes dürfte sich die Zahl derer, die von der staatlichen Grundsicherung im Alter abhängig sind, bis 2025 auf zehn Prozent aller Rentner oder fast zwei Millionen vervierfachen, wie die "Rheinische Post" berichtet
Bundesregierung prüft Wiedereinführung der Mindestrente | tagesschau.de
Sozialministerium gründet Kommission
Bundesregierung prüft Mindestrente
Die Bundesregierung will die Einführung einer gesetzlichen Mindestrente für Geringverdiener prüfen lassen. Ein Sprecher des Bundessozialministeriums bestätigte einen Bericht der "Rheinischen Post". Demnach wird sich eine Regierungskommission ab April bis Herbst mit dem Thema "Vermeidung von Altersarmut" beschäftigen. Im Herbst soll ein Bericht dazu vorgelegt werden. Union und FDP hätten die Gründung der Kommission bereits im Koalitionsvertrag vereinbart.
"Die Kommission prüft unter anderem die Wiedereinführung der Rente nach Mindesteinkommen", sagte eine Ministeriumssprecherin der "Rheinischen Post". Der Zeitung zufolge sollen diese "Rente nach Mindesteinkommen" künftig Geringverdiener erhalten, deren Rentenanspruch unterhalb des Hartz-IV-Niveaus liegt, obwohl sie mindestens 35 Jahre lang Beiträge in die Rentenversicherung eingezahlt haben. Eine solche Mindestrente hatte es bereits zwischen 1972 und 1991 gegeben.
[Bildunterschrift: Für immer mehr ältere Menschen könnte die Rente künftig nicht mehr reichen, warnt der Paritätische Wohlfahrtsverband. ]
Abhängigkeit von Grundsicherung könnte steigen
Seit 2003 erhalten Menschen, die älter als 65 Jahre sind und deren eigene Mittel für den Lebensunterhalt nicht ausreichen, die von Rot-Grün eingeführte Grundsicherung im Alter. Alleinstehende bekommen den monatlichen Hartz-IV-Regelsatz von 359 Euro sowie einen Miet- und Heizkostenzuschuss. Die Kosten der Grundsicherung tragen die Kommunen. Derzeit beziehen rund 400.000 Senioren diese Form der Sozialhilfe. Im Jahr 2008 hatte die CDU-Spitze den Vorschlag für die Einführung einer Mindestrente des damaligen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, abgelehnt.
Laut einer Prognose des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes könnte sich die Zahl derer, die von der staatlichen Grundsicherung im Alter abhängig sind, bis 2025 auf zehn Prozent aller Rentner vervierfachen. Das wären zwei Millionen Menschen.
Stand: 31.12.2010 13:38 Uhr
Donnerstag, 30. Dezember 2010
Deutschen Unternehmen droht Vergreisung | Deutschland | Deutsche Welle | 30.12.2010
Demografie | 30.12.2010
Deutschen Unternehmen droht Vergreisung
"Der demografische Wandel wird zu einer immer größeren Herausforderung für die Unternehmen in Deutschland." Zu dieser Erkenntnis kommt der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans Heinrich Driftmann am Donnerstag (30.12.2010) nach einer Umfrage unter mehr als 28.000 Unternehmen. Er beschere den Betrieben einen Fachkräftemangel, der schon im kommenden Jahr deutlich spürbar werde. Mehr als jedes vierte Unternehmen betrachte den Mangel an qualifizierten Mitarbeitern als "eines der größten Risiken" für 2011.
Der Kampf gegen den drohenden Fachkräftemangel hat schon in den letzten Monaten für erhebliche Differenzen bei Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften gesorgt. Dabei wird diskutiert, inwieweit der Zuzug von Kräften aus dem Ausland das Problem abfedern kann und in welchem Maße dieser Zuzug erleichtert werden soll. Derzeit müssen Fachkräfte, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen, ein Einkommen von mindestens 66.000 Euro im Jahr nachweisen. Driftmann fordert diese Grenze auf 40.000 abzusenken.
Nur jeder fünfte Mitarbeiter unter 30
Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Geschweißt wird immer noch, dennoch gibt es auch hier Weiterbildungsbedarf
Doch weiteres Ungemach droht durch Überalterung der Belegschaften. Jedes dritte Unternehmen sieht sich laut der DIHK-Umfrage davon betroffen, in Industrie und Bau sind es sogar 40 Prozent. Derzeit liege der Anteil der unter 30-jährigen unter den Mitarbeitern bei 20 Prozent, in zehn Jahren rechnet der DIHK nur noch mit 18 Prozent. Gleichzeitig steige die Quote der 50- bis 65-jährigen von 31 auf 40 Prozent.
Doch weiteres Ungemach droht durch Überalterung der Belegschaften. Jedes dritte Unternehmen sieht sich laut der DIHK-Umfrage davon betroffen, in Industrie und Bau sind es sogar 40 Prozent. Derzeit liege der Anteil der unter 30-jährigen unter den Mitarbeitern bei 20 Prozent, in zehn Jahren rechnet der DIHK nur noch mit 18 Prozent. Gleichzeitig steige die Quote der 50- bis 65-jährigen von 31 auf 40 Prozent.
Noch bleibt immerhin mit den älteren Beschäftigten ein gewisser Wissensstand in den Betrieben, doch befürchten die Unternehmen einen schlagartigen Verlust an Know-how, wenn diese Mitarbeiter in Rente gehen. Gleichzeitig mahnte Driftmann, "die Unternehmen müssen künftig die Potentiale Älterer noch stärker nutzen." Sie könnten dazu mit Maßnahmen wie intelligenter Arbeitsorganisation, betrieblicher Gesundheitsförderung und der Weiterbildung Älterer einen wichtigen Beitrag leisten.
Das sehen die Unternehmen offensichtlich ähnlich: Etwa ein Viertel der Befragten rechnet demnach bereits mit einem steigenden Weiterbildungsbedarf. Allerdings stellt der DIHK fest, dass die Beteiligung Älterer derzeit an solchen Maßnahmen geringer ausfällt als in anderen Altersgruppen.
Flexiblerer Kündigungsschutz gefordert
Doch nicht nur die Unternehmen müssen sich auf die veränderten Bedingungen durch den demografischen Wandel einstellen, auch die Politik müsse sich bewegen. Fast jedes zweite Unternehmen wünscht sich laut Umfrage einen flexibleren Kündigungsschutz, um die Einstellung Älterer zu erleichtern.
Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: DIHK-Chef Driftmann sieht auch die Politik in der Pflicht
In vielen Betrieben gilt die Regel: Je länger im Betrieb, desto länger auch die Kündigungsfrist. Das bedeutet: Soll ein älterer Mitarbeiter betriebsbedingt gekündigt werden, werden nicht nur soziale Kriterien berücksichtigt, sondern auch wie alt der Mitarbeiter ist und wie lange er schon dem Betrieb angehört. Ein Faktum, das manchen Unternehmer zögern lässt, ältere Mitarbeiter einzustellen.
In vielen Betrieben gilt die Regel: Je länger im Betrieb, desto länger auch die Kündigungsfrist. Das bedeutet: Soll ein älterer Mitarbeiter betriebsbedingt gekündigt werden, werden nicht nur soziale Kriterien berücksichtigt, sondern auch wie alt der Mitarbeiter ist und wie lange er schon dem Betrieb angehört. Ein Faktum, das manchen Unternehmer zögern lässt, ältere Mitarbeiter einzustellen.
Gehaltssysteme auf dem Prüfstand
Ebenfalls kritisch sieht Driftmann das Prinzip der "Senioritätsentlohnung", also die leistungsunabhängige Lohnerhöhung mit steigendem Alter. Dies sei kontraproduktiv, es solle "künftig durchweg leistungsbezogene Gehaltssysteme geben", so der DIHK-Präsident.
Autorin: Sabine Faber (afp, rtr, dpa, kna)
Redaktion: Eleonore Uhlich
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Interview - "Ältere Menschen haben eine Menge zu bieten"
30.12.2010 · 06:50 Uhr
"Ältere Menschen haben eine Menge zu bieten"
Altersforscher: Demografischer Wandel erfordert Gestaltung
Thomas Klie im Gespräch mit Jan-Christoph Kitzler
"Wenn es um die Stabilität der Gesellschaft geht", könnten ältere Menschen viel tun, sagt Altersforscher Thomas Klie. Dabei fordert er eine stärkere Rolle der Kommunen bei der Vorbereitung auf die fortschreitende Alterung der Gesellschaft.Jan-Christoph Kitzler: Das ist inzwischen wohl in allen Köpfen angekommen: Wir werden immer älter. Und hoffentlich nicht nur der Einzelne im Vergleich zu früheren Generationen, sondern auch die Gesellschaft als Ganze. In den Debatten ist der demografische Wandel höchst präsent, mal als Bedrohung, die zum Beispiel unsere Sozialsysteme vor gigantische Aufgaben stellt, mal aber auch eher optimistisch gesehen als etwas, das man gestalten kann. Vielleicht relativiert sich das Thema, wenn man mal über den Tellerrand schaut, wie andere Gesellschaften mit immer älter werdenden Menschen umgehen. Das tue ich jetzt mit Thomas Klie, er ist Professor an der Evangelischen Hochschule Freiburg und eines seiner Schwerpunktthemen ist soziale Gerontologie und Pflege. Darüber hat er schon in ganz unterschiedlichen Regionen der Welt geforscht. Guten Morgen!
Thomas Klie: Guten Morgen!
Kitzler:Auch in anderen Ländern steigt die Lebenserwartung. Das heißt aber nicht unbedingt, dass auch die Gesellschaft als Ganze älter wird, wenn gleichzeitig auch viele Kinder geboren werden. Wann ist denn ein Vergleich überhaupt sinnvoll?
Klie: Nun, es ist ein weltweites Phänomen, dass wir mit den Herausforderungen des demografischen Wandels konfrontiert sind. Das betrifft uns in Europa, das betrifft die sogenannten entwickelten und Industriestaaten heute schon, das wird aber in einigen wenigen Jahren und Jahrzehnten auch etwa für Afrika gelten. Und insofern macht es durchaus Sinn, zu sehen, wie die verschiedenen Gesellschaften auf diese Veränderung sowohl demografischer Art als auch mit Blick auf die insgesamt steigende Lebenserwartung reagiert.
Kitzler:Sie haben ja gerade erst im vergangenen Sommersemester in Namibia geforscht, gibt es da Erkenntnisse, die sich auf Deutschland übertragen lassen?
Klie: Nun, zunächst mal ist es beeindruckend zu sehen, wie eine Gesellschaft, die ja nun mitnichten über ein soziales Sicherungssystem, das dem Vergleich mit Deutschland standhält, mit den An- und Herausforderungen eines langen Lebens umgeht. Die werden ja auch noch überlagert durch ganz andere Herausforderungen, die sich dort in der Verbreitung der Aids-Erkrankung niederschlägt, und hier haben ältere Menschen zunächst mal ganz, ganz wichtige Aufgaben in der innergenerativen und intergenerativen Solidarität. Sie sorgen für die Jungen, für die Kinder, für die Enkelkinder, für die Urenkel bisweilen, und es zeigt sich hier in beeindruckender Weise die, ja, Leistungs- und Solidaritätsfähigkeit der älteren Generation für die Gesellschaft.
Und das ist etwas, was wir leicht aus dem Blick verlieren, wenn wir den demografischen Wandel vor allen Dingen als Last sehen und hier vor allen Dingen diskutieren, wie werden wir mit den zukünftigen Rentenzahlungen und auch der Pflegeversicherung fertig. Ältere Menschen haben eine Menge zu bieten, wenn es um die Stabilität der Gesellschaft geht, wenn es darum geht, etwas für andere Generationen zu tun. Das kann man in beeindruckender Weise auch und gerade in Afrika studieren.
Kitzler:In Deutschland sind über 20 Prozent der Menschen jetzt schon 65 Jahre oder älter, in Namibia, habe ich gelesen, gerade mal 3,7 Prozent. Ist denn da das Älterwerden überhaupt ein Thema?
Klie: Doch, doch, es ist ein Thema. Es ist auch ein bisschen mehr inzwischen, es liegt bei sechs Prozent, aber trotzdem ist es natürlich gar nicht vergleichbar mit Deutschland oder Europa. Auch hier ist die fernere Lebenserwartung, also derer, die heute 60 sind, immerhin noch 16 Jahre, das ist eine enorme Zeit. Also wer es gewissermaßen schafft, das mittlere Erwachsenenalter zu "überstehen", in Anführungsstrichen, auch mit Blick auf Aids, der hat eine relativ lange Lebensperspektive. Und die Fragen, die sich mit dem hohen Alter verbinden, die stellen sich natürlich in Namibia letztlich auch nicht sehr viel anders als bei uns, das Alter ist auch biologisch determiniert, die Biologie ist keine Freundin des Alters und damit muss man eben auch und gerade in Namibia umgehen, und das tut man dort auch in durchaus beeindruckender Weise.
Kitzler:Die Lebenserwartung, über die wir gerade geredet haben, ist ja das eine. Aber ein längeres Leben heißt ja nicht unbedingt, dass man auch glücklich ist. Wann sind denn auch gerade in dieser Vergleichsperspektive ältere Menschen glücklich?
Klie: Wenn sie Bedeutung haben für andere Menschen, wenn sie ihrem Leben einen Sinn geben können, wenn sie sozial integriert sind. Wir wissen es auch aus Deutschland, die Langlebigkeit, die fernere Lebenserwartung hängt stärker von der sozialen Integration ab als von dem Gesundheitszustand. Hoher Blutdruck und ein hoher Cholesterinspiegel sind für die fernere Lebenserwartung nicht so wichtig wie die sozialen Netzwerke, und auch das kann man gerade, im Guten wie im Schlechten, etwa in Namibia oder anderen afrikanischen Staaten studieren.
Kitzler:Aber wenn das Glück vor allem vom sozialen Umfeld, sag ich mal, abhängig ist, ist das überhaupt ein Bereich, bei dem die Politik viel gestalten kann?
Klie: Oh doch, sie kann sehr viel dafür tun, dass Menschen im Alter sowohl in der Arbeitswelt ihren Platz behalten, dass Nachbarschaften, dass die soziale Architektur ebenso ernst genommen werden wie die bauliche, dass wir nicht nur auf Markt und Staat setzen, sondern gerade auch die Eigen-, Selbst- und Mitverantwortlichkeit älterer Menschen ansprechen. Und ich bin sehr, sehr dafür und bin davon überzeugt, dass wir den Kommunen wieder eine viel, viel stärkere und aktivere Rolle zuweisen müssen, wenn es um die Gestaltung von Lebensverhältnissen geht.
Wir können nicht alles versichern, wir können uns auch nicht gegen Pflege versichern. Wir müssen lernen, füreinander zu sorgen im Alltag, für ein gelingendes Leben in unserer Nachbarschaft, im Freundeskreis und dieses nicht nur zu propagieren über neue Altersbilder und differenzierte Altersbilder, wie es jetzt im 6. Altenbericht geschehen ist, sondern dass wir auch Strukturen schaffen, die Menschen einladen, ihr Leben auch sozial integriert im Alter zu leben. Das ist eine ganz wichtige Aufgabe von Politik auf Bundes-, Landes- und vor allen Dingen auf kommunaler Ebene.
Kitzler:Dem entnehme ich mit Ihrer internationalen Erfahrung, dass Sie der Meinung sind, hierzulande tut die Politik, tut die Gesellschaft zu wenig, um sich dem demografischen Wandel zu stellen, oder?
Klie: Keine Frage, überall wird vom demografischen Wandel gesprochen, ich finde, häufig zu negativ, als wäre das die Bedrohung schlechthin. Es ist eine Herausforderung, die wir annehmen und gestalten müssen, und was wir fälschlicherweise tun, ist, dass wir die zum Teil auch mühsamen Anforderungen, denen wir uns zu stellen haben, auf eine nationale Ebene heben, auf die Ebene der Pflegeversicherung, auf überhaupt eine Versicherungslogik. Wir können uns gegen das hohe Alter nicht versichern, wir müssen es gestalten. Und insofern, glaube ich, ist auch ein Umdenken in der Gesellschaft und auch in der Politik gefragt, dass wir stärker die örtlichen Lebensverhältnisse wieder mehr in den Blick nehmen und nicht so tun, als würden wir das alles in synthetisierten Formen der Solidarität, in Renten- und Pflegeversicherungsleistungen bewältigen können. Das wird nicht funktionieren, das ist eine Täuschung, der auch die Politik zum Teil aufsitzt.
Kitzler:So sieht es Thomas Klie, Professor an der Evangelischen Hochschule Freiburg, der schon in vielen Gegenden der Welt zum Thema Alter geforscht hat. Vielen Dank dafür!
Klie: Ja, vielen Dank!
Thomas Klie: Guten Morgen!
Kitzler:Auch in anderen Ländern steigt die Lebenserwartung. Das heißt aber nicht unbedingt, dass auch die Gesellschaft als Ganze älter wird, wenn gleichzeitig auch viele Kinder geboren werden. Wann ist denn ein Vergleich überhaupt sinnvoll?
Klie: Nun, es ist ein weltweites Phänomen, dass wir mit den Herausforderungen des demografischen Wandels konfrontiert sind. Das betrifft uns in Europa, das betrifft die sogenannten entwickelten und Industriestaaten heute schon, das wird aber in einigen wenigen Jahren und Jahrzehnten auch etwa für Afrika gelten. Und insofern macht es durchaus Sinn, zu sehen, wie die verschiedenen Gesellschaften auf diese Veränderung sowohl demografischer Art als auch mit Blick auf die insgesamt steigende Lebenserwartung reagiert.
Kitzler:Sie haben ja gerade erst im vergangenen Sommersemester in Namibia geforscht, gibt es da Erkenntnisse, die sich auf Deutschland übertragen lassen?
Klie: Nun, zunächst mal ist es beeindruckend zu sehen, wie eine Gesellschaft, die ja nun mitnichten über ein soziales Sicherungssystem, das dem Vergleich mit Deutschland standhält, mit den An- und Herausforderungen eines langen Lebens umgeht. Die werden ja auch noch überlagert durch ganz andere Herausforderungen, die sich dort in der Verbreitung der Aids-Erkrankung niederschlägt, und hier haben ältere Menschen zunächst mal ganz, ganz wichtige Aufgaben in der innergenerativen und intergenerativen Solidarität. Sie sorgen für die Jungen, für die Kinder, für die Enkelkinder, für die Urenkel bisweilen, und es zeigt sich hier in beeindruckender Weise die, ja, Leistungs- und Solidaritätsfähigkeit der älteren Generation für die Gesellschaft.
Und das ist etwas, was wir leicht aus dem Blick verlieren, wenn wir den demografischen Wandel vor allen Dingen als Last sehen und hier vor allen Dingen diskutieren, wie werden wir mit den zukünftigen Rentenzahlungen und auch der Pflegeversicherung fertig. Ältere Menschen haben eine Menge zu bieten, wenn es um die Stabilität der Gesellschaft geht, wenn es darum geht, etwas für andere Generationen zu tun. Das kann man in beeindruckender Weise auch und gerade in Afrika studieren.
Kitzler:In Deutschland sind über 20 Prozent der Menschen jetzt schon 65 Jahre oder älter, in Namibia, habe ich gelesen, gerade mal 3,7 Prozent. Ist denn da das Älterwerden überhaupt ein Thema?
Klie: Doch, doch, es ist ein Thema. Es ist auch ein bisschen mehr inzwischen, es liegt bei sechs Prozent, aber trotzdem ist es natürlich gar nicht vergleichbar mit Deutschland oder Europa. Auch hier ist die fernere Lebenserwartung, also derer, die heute 60 sind, immerhin noch 16 Jahre, das ist eine enorme Zeit. Also wer es gewissermaßen schafft, das mittlere Erwachsenenalter zu "überstehen", in Anführungsstrichen, auch mit Blick auf Aids, der hat eine relativ lange Lebensperspektive. Und die Fragen, die sich mit dem hohen Alter verbinden, die stellen sich natürlich in Namibia letztlich auch nicht sehr viel anders als bei uns, das Alter ist auch biologisch determiniert, die Biologie ist keine Freundin des Alters und damit muss man eben auch und gerade in Namibia umgehen, und das tut man dort auch in durchaus beeindruckender Weise.
Kitzler:Die Lebenserwartung, über die wir gerade geredet haben, ist ja das eine. Aber ein längeres Leben heißt ja nicht unbedingt, dass man auch glücklich ist. Wann sind denn auch gerade in dieser Vergleichsperspektive ältere Menschen glücklich?
Klie: Wenn sie Bedeutung haben für andere Menschen, wenn sie ihrem Leben einen Sinn geben können, wenn sie sozial integriert sind. Wir wissen es auch aus Deutschland, die Langlebigkeit, die fernere Lebenserwartung hängt stärker von der sozialen Integration ab als von dem Gesundheitszustand. Hoher Blutdruck und ein hoher Cholesterinspiegel sind für die fernere Lebenserwartung nicht so wichtig wie die sozialen Netzwerke, und auch das kann man gerade, im Guten wie im Schlechten, etwa in Namibia oder anderen afrikanischen Staaten studieren.
Kitzler:Aber wenn das Glück vor allem vom sozialen Umfeld, sag ich mal, abhängig ist, ist das überhaupt ein Bereich, bei dem die Politik viel gestalten kann?
Klie: Oh doch, sie kann sehr viel dafür tun, dass Menschen im Alter sowohl in der Arbeitswelt ihren Platz behalten, dass Nachbarschaften, dass die soziale Architektur ebenso ernst genommen werden wie die bauliche, dass wir nicht nur auf Markt und Staat setzen, sondern gerade auch die Eigen-, Selbst- und Mitverantwortlichkeit älterer Menschen ansprechen. Und ich bin sehr, sehr dafür und bin davon überzeugt, dass wir den Kommunen wieder eine viel, viel stärkere und aktivere Rolle zuweisen müssen, wenn es um die Gestaltung von Lebensverhältnissen geht.
Wir können nicht alles versichern, wir können uns auch nicht gegen Pflege versichern. Wir müssen lernen, füreinander zu sorgen im Alltag, für ein gelingendes Leben in unserer Nachbarschaft, im Freundeskreis und dieses nicht nur zu propagieren über neue Altersbilder und differenzierte Altersbilder, wie es jetzt im 6. Altenbericht geschehen ist, sondern dass wir auch Strukturen schaffen, die Menschen einladen, ihr Leben auch sozial integriert im Alter zu leben. Das ist eine ganz wichtige Aufgabe von Politik auf Bundes-, Landes- und vor allen Dingen auf kommunaler Ebene.
Kitzler:Dem entnehme ich mit Ihrer internationalen Erfahrung, dass Sie der Meinung sind, hierzulande tut die Politik, tut die Gesellschaft zu wenig, um sich dem demografischen Wandel zu stellen, oder?
Klie: Keine Frage, überall wird vom demografischen Wandel gesprochen, ich finde, häufig zu negativ, als wäre das die Bedrohung schlechthin. Es ist eine Herausforderung, die wir annehmen und gestalten müssen, und was wir fälschlicherweise tun, ist, dass wir die zum Teil auch mühsamen Anforderungen, denen wir uns zu stellen haben, auf eine nationale Ebene heben, auf die Ebene der Pflegeversicherung, auf überhaupt eine Versicherungslogik. Wir können uns gegen das hohe Alter nicht versichern, wir müssen es gestalten. Und insofern, glaube ich, ist auch ein Umdenken in der Gesellschaft und auch in der Politik gefragt, dass wir stärker die örtlichen Lebensverhältnisse wieder mehr in den Blick nehmen und nicht so tun, als würden wir das alles in synthetisierten Formen der Solidarität, in Renten- und Pflegeversicherungsleistungen bewältigen können. Das wird nicht funktionieren, das ist eine Täuschung, der auch die Politik zum Teil aufsitzt.
Kitzler:So sieht es Thomas Klie, Professor an der Evangelischen Hochschule Freiburg, der schon in vielen Gegenden der Welt zum Thema Alter geforscht hat. Vielen Dank dafür!
Klie: Ja, vielen Dank!
Altersvorsorge der Türkeistämmigen in Deutschland
Altersvorsorge der Türkeistämmigen in Deutschland
Die Rentenlücke trifft die 2,5 Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland härter als die Gesamtbevölkerung. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle und bisher einmalige Untersuchung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA). Geringeres Sparpotenzial und die Dringlichkeit privater Vorsorge müssen in Einklang gebracht werden.
„Die finanzielle Lage der Türkeistämmigen ist äußerst angespannt“, stellen die Autoren der DIA-Studie fest (siehe Tabelle in der vollständigen Pressemitteilung im Anhang).
Martina Sauer und Dirk Halm von der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) befragten repräsentativ 1.007 Personen ab 18 Jahren. Die Hälfte von ihnen spart nicht (gegenüber 24 Prozent in der Gesamtbevölkerung), vorwiegend aus Geldmangel. Wenn sie sparen, werden Immobilien favorisiert (31,6 Prozent). Weit abgeschlagen folgen Sparbücher mit 9,2 Prozent (bei deutschen Haushalten 59 Prozent) und Gold – anders als erwartet – mit nur fünf Prozent.
Auch wenn 86 Prozent der Befragten Ansprüche an die gesetzliche Renten-versicherung haben, gehen über zwei Drittel davon aus, dass dies nicht zur Erhaltung des Lebensstandards im Alter ausreichen wird und zusätzliche Vorsorge notwendig ist. Zwar ist das Problembewusstsein trotz jüngerem Durchschnittsalter höher als bei Deutschen, die Kenntnisse über alle Formen der Altersvorsorge sind jedoch geringer.
„Grenzüberschreitende“ Altersvorsorge
„Die Altersvorsorge für Türkeistämmige ist zumeist transnational orientiert“, betont die DIA-Studie. Daraus ergeben sich Besonderheiten wie der häufige Immobilienerwerb in der Türkei und die Zurückhaltung etwa bei der Riester-Rente, deren Bezug im Ausland nur zu Teilen möglich ist. Um drohende Rentenlücken zu schließen, können sich mehr als die Hälfte der über 18-jährigen auch einen Lebensabend in der preisgünstigeren Türkei vorstellen. Allerdings realisiert diese Möglichkeit von den heutigen Rentnern nur jeder Siebte.
Religiöse und kulturelle Differenzen spielen beim Thema Altersvorsorge kaum eine Rolle. Auch wenn 70 Prozent sich als religiös bezeichnen, sind islamkonforme Anlagen nur knapp 40 Prozent der Befragten wichtig. Starke Unterschie-de zeigen sich jedoch zwischen den Geschlechtern: Anders als in der Gesamtbevölkerung beschäftigen sich Frauen mit einem türkischen Hintergrund deutlich seltener mit dem Thema Altersvorsorge als Männer, sind weniger infor-miert, handeln seltener und erwarten geringere Renten.
Vertrauen in staatliche Beratung
Während die Eigenverantwortung bei den Türkeistämmigen einen höheren Stellenwert genießt als bei Deutschen, vertrauen sie dem Staat in puncto Altersvorsorge am meisten, Banken und Versicherungen am wenigsten. So sollten vor allem staatliche Stellen die Beratungsangebote zum Thema Alters-vorsorge ausbauen. „Produkte mit kleinen Sparraten haben dabei ganz klar Priorität“, betont DIA-Sprecher Bernd Katzenstein, „denn gerade Jüngere und Frauen haben wenig Einkommen und damit die größten Lücken.“
Die aktuelle DIA-Studie „Altersvorsorge der türkeistämmigen Bevölkerung in Deutschland“ kann unter www.dia-vorsorge.de angefordert werden.
Steigende Pflege- und Krankenhauskosten
Volkswirtschaft und Demographie
Steigende Pflege- und Krankenhauskosten
Der demographische Wandel hat Konsequenzen für das Gesundheitswesen, denn die Zahl der Pflegebedürftigen steigt voraussichtlich schneller als erwartet.
Nach einer Modellrechnung des Statistischen Bundesamts könnte die Zahl der Pflegebedürftigen von heute 2,2 Millionen auf 2,9 Millionen im Jahr 2020 steigen. Zehn Jahre später könnten es 3,4 Millionen sein, 2050 dann 4,5 Millionen. Die Pflegeversicherung rechnete bislang mit geringeren Pflegefallzahlen. Dort erwartet man 2020 rund 2,8 Millionen; 2030 rund 3,2 Millionen und 2050 rund 4,3 Millionen Fälle.
Die veränderte Altersstruktur erhöht auch den Kostendruck in der Gesundheitsversorgung. Ausgehend von den heutigen Verhältnissen, könnte die Zahl der Patienten, die älter sind als 60 Jahre, von 49 Prozent auf 62 Prozent steigen. Dabei nimmt das Risiko einer Krankenhausbehandlung für Männer stark zu: Statt 8,4 Millionen im Jahre 2008, werden 9,4 Millionen Einweisungen im Jahre 2030 erwartet. Auch bei den Frauen steigt die Zahl der Klinikeinweisungen demnach: auf 9,9 Millionen im Jahr 2030 nach 9,5 Millionen im Jahr 2008.
Stark zunehmen dürften Krankenhausaufenthalte wegen typischen altersbedingten Krankheiten. So rechnen die Statistiker bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit einer Zunahme von 26 Prozent, bei Krebserkrankungen von 17 Prozent bis 2030.
Nach einer Modellrechnung des Statistischen Bundesamts könnte die Zahl der Pflegebedürftigen von heute 2,2 Millionen auf 2,9 Millionen im Jahr 2020 steigen. Zehn Jahre später könnten es 3,4 Millionen sein, 2050 dann 4,5 Millionen. Die Pflegeversicherung rechnete bislang mit geringeren Pflegefallzahlen. Dort erwartet man 2020 rund 2,8 Millionen; 2030 rund 3,2 Millionen und 2050 rund 4,3 Millionen Fälle.
Die veränderte Altersstruktur erhöht auch den Kostendruck in der Gesundheitsversorgung. Ausgehend von den heutigen Verhältnissen, könnte die Zahl der Patienten, die älter sind als 60 Jahre, von 49 Prozent auf 62 Prozent steigen. Dabei nimmt das Risiko einer Krankenhausbehandlung für Männer stark zu: Statt 8,4 Millionen im Jahre 2008, werden 9,4 Millionen Einweisungen im Jahre 2030 erwartet. Auch bei den Frauen steigt die Zahl der Klinikeinweisungen demnach: auf 9,9 Millionen im Jahr 2030 nach 9,5 Millionen im Jahr 2008.
Stark zunehmen dürften Krankenhausaufenthalte wegen typischen altersbedingten Krankheiten. So rechnen die Statistiker bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit einer Zunahme von 26 Prozent, bei Krebserkrankungen von 17 Prozent bis 2030.
Kabinett behandelt Sechsten Altenbericht zum Thema "Altersbilder in der Gesellschaft"
Mi 17.11.2010
Bundesfamilienministerin Schröder: "Wir müssen die Potenziale des Alters stärker nutzen"
Das deutsche Bundeskabinett hat am 17. November 2010 den von einer unabhängigen Sachverständigenkommission erstellten Sechsten Altenbericht "Altersbilder in der Gesellschaft" zur Kenntnis genommen und die dazu unter Federführung der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Kristina Schröder, erarbeitete Stellungnahme der Bundesregierung beschlossen.
Der Sechste Altenbericht macht deutlich, dass die dominierenden Altersbilder in den zentralen Bereichen der Gesellschaft - etwa in der Arbeitswelt, der Bildung, der Wirtschaft, der Politik, beim Zivilengagement oder in der medizinischen und pflegerischen Versorgung - der Vielfalt des Alters häufig nicht gerecht werden. Das gegenwärtig vorherrschende Altersbild ist immer noch von Krankheit und Defiziten geprägt. Die klare Botschaft des Berichts lautet dagegen: Die sogenannten jungen Alten können sich mit ihren Potenzialen weitaus stärker als bisher in die Gesellschaft einbringen - und sie wollen dies auch. Zugleich müssen die Grenzen des Alters im Blick behalten und Hilfe und Unterstützung dort angeboten werden, wo es notwendig ist.
Der Sechste Altenbericht macht deutlich, dass die dominierenden Altersbilder in den zentralen Bereichen der Gesellschaft - etwa in der Arbeitswelt, der Bildung, der Wirtschaft, der Politik, beim Zivilengagement oder in der medizinischen und pflegerischen Versorgung - der Vielfalt des Alters häufig nicht gerecht werden. Das gegenwärtig vorherrschende Altersbild ist immer noch von Krankheit und Defiziten geprägt. Die klare Botschaft des Berichts lautet dagegen: Die sogenannten jungen Alten können sich mit ihren Potenzialen weitaus stärker als bisher in die Gesellschaft einbringen - und sie wollen dies auch. Zugleich müssen die Grenzen des Alters im Blick behalten und Hilfe und Unterstützung dort angeboten werden, wo es notwendig ist.
"Der Sechste Altenbericht führt uns deutlich vor Augen: Kein Lebensabschnitt ist so vielfältig wie das Alter.", sagte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder bei der Vorstellung des Berichts. "Wir müssen ein realistisches und differenziertes Bild vom Alter zeichnen. Oft wird übersehen, dass wir in der Phase zwischen 65 und 85 einen historisch neuen Lebensabschnitt geschenkt bekommen haben. Die meisten Menschen erleben diesen Abschnitt nicht in Krankheit und Gebrechlichkeit, sondern aktiv und gesund. Diese Potenziale des Alters müssen wir stärker nutzen."
Die wesentlichen Ergebnisse des Berichts auf einen Blick:
Arbeitswelt:
Ältere Beschäftigte sind nicht weniger, sondern anders leistungsfähig als jüngere. In der Arbeitswelt noch immer präsente, negative Altersbilder stammen aus einer Zeit, in der ältere Beschäftigte möglichst früh aus dem Arbeitsleben ausgegliedert wurden. Inzwischen gibt es hingegen genügend Erkenntnisse zur Arbeitsfähigkeit und den Potenzialen älterer Beschäftigter. So nehmen etwa Erfahrung, Wissen, sprachliche Kompetenz und Urteilsvermögen mit dem Alter zu. Als geeignete Maßnahme zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit werden beispielsweise "altersgemischte Teams" oder eine altersgerechte Arbeitsorganisation genannt. Unternehmen schätzen vor allem Tugenden wie Loyalität, Erfahrung, Verantwortungsbewusstsein und Sozialkompetenz bei älteren Beschäftigten. 70 Prozent der Unternehmen widersprechen der Aussage, dass sich Weiterbildung von Älteren nicht lohne.
Bürgerschaftliches Engagement:
Es bietet Spielraum für neue Altersbilder, bei denen stärker als zuvor das Miteinander von Jung und Alt im Vordergrund steht.
Konsum und Marketing:
Auf der Produzentenseite werden der Produkt- und Handelsgestaltung häufig noch Altersbilder zugrunde gelegt, die den tatsächlichen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Konsumwünschen älterer Menschen nicht entsprechen. Eine Orientierung an falschen oder unvollständigen Vorstellungen hat zur Folge, dass Bedürfnisse älterer Konsumenten verfehlt werden. Aus wirtschaftlicher Sicht weist dies auf bislang ungenutzte Potenziale in der Käufergruppe der älteren Menschen hin. Medien: Sie sind eine entscheidende Größe für die Ausprägung von Altersbildern. Der 6. Altenbericht verdeutlicht, dass etwa über die Auswahl bestimmter Aspekte des Alters und des Älterwerdens und durch das Ausblenden anderer Aspekte eine "alternative Realität" dargestellt wird, die der tatsächlichen Vielfalt des Alters nicht entspricht, die jedoch auf die gesellschaftliche Wirklichkeit und deren Wahrnehmung entscheidend einwirkt.
Pflege und Gesundheit:
Differenzierte Altersbilder sind gerade in der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung, der Rehabilitation wie der Palliativversorgung wichtig. Prävention und Gesundheitsförderung im Alter sollten gestärkt werden mit dem Ziel, einen Mentalitätswechsel bei älteren Menschen zu fördern, der zu einer gesundheitsförderlichen Lebensweise beiträgt. Gerade der weit verbreitete Wunsch nach Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen rückt dabei immer stärker ins gesellschaftliche Bewusstsein - und damit auch die Bedeutung der sogenannten jungen Alten für die Pflegebedürftigen und die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Die veränderte Wahrnehmung der Bedeutung von Pflege kann laut Bericht zu differenzierteren Bildern der Pflegenden und der Pflegebedürftigen beitragen.
Bundesfamilienministerin Schröder: "Mit der Familienpflegezeit möchte ich den Berufstätigen helfen, Zeit für die Pflege ihrer Angehörigen zu haben, ohne dabei den Beruf aufgeben zu müssen. Zudem wissen wir inzwischen, dass Menschen bis ins hohe Alter lernfähig sind. Deshalb brauchen wir Angebote, die auf ihren privaten wie beruflichen Bedarf abzielen. Ein wichtiger Schritt wäre bereits, wenn Qualifizierungsmaßnahmen in den Unternehmen in gleicher Weise für die ältere wie für die mittlere und junge Generation angeboten würden. Und wir wissen: Gerade ältere Menschen wollen sich engagieren. Deshalb müssen wir ihnen dazu auch den nötigen Spielraum geben. Mit dem neuen Bundesfreiwilligendienst möchte ich es deshalb künftig auch über 60-Jährigen ermöglichen, einen Dienst im sozialen oder kulturellen Bereich zu leisten."
Bundesfamilienministerin Schröder kündigte zudem an, am 1. Dezember diesen Jahres das Programm "Alter neu denken" zu starten, um Jung und Alt zu einer breiten öffentlichen Debatte zu den Ergebnissen des Altenberichts einzuladen.
Mit vielfältigen Maßnahmen - darunter Tagungen mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteuren, mit kommunalen Bürgerforen, mit einem Foto- und Videoclip-Wettbewerb - soll die Öffentlichkeit sensibilisiert und auf neue Bilder vom Alter neugierig gemacht werden.
Die Bundesregierung hatte im Juli 2007 die Sachverständigenkommission damit beauftragt, die Altersbilder in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zu untersuchen und aufzuzeigen, wie sie sich auf die Teilhabe älterer Menschen am gesellschaftlichen und kulturellen Leben auswirken. Die Altenberichte werden der Bundesregierung in jeder Legislaturperiode vorgelegt.
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